Die Bremsanlage
Aufgaben und
Wirkung
Bremsanlage
Die Bremsanlage eines Nfz hat die Aufgabe, die Geschwindigkeit bei
Bedarf zu reduzieren, das Fahrzeug zum Stillstand zu bringen oder es im
Stillstand zu halten.
Sie besteht aus folgenden Komponenten:
Energieversorgung:
4 Hierzu
gehören die Teile, die die zum Bremsen notwendige Energie lie- fern,
regeln und aufbereiten.
Betätigungseinrichtung
4 Die
Bauteile der Betätigungseinrichtung leiten die Wirkung der Brems- anlage ein und steuern die Bremswirkung.
Übertragungseinrichtung
4 Die
Teile der Übertragungseinrichtung dienen zum weiterleiten der Brems- anlage der von der Betätigungseinrichtung
gesteuerten Energie.
4 Sie
dient zur Verringerung der Geschwindigkeit des Fahrzeugs. Die Be- triebsbremsanlage wird vom Fahrer mit dem
Radbremsen
4 Die
Radbremsen wandeln einen teil der Bewegungsenergie des Fahrzeugs in Wärme (Reibungswärme) um und
bremst so das Fahrzeug ab.
Funktionsbereiche von Bremsanlagen
Man unterteilt die Bremsanlage eines Nfz Grundsätzlich in vier Funktionsbereiche:
Betriebsbremsanlage
4 Fuß
betätigt, sie muss abstufbar sein. Betriebsbremsen sind als Reibungs- bremsen konstruiert und unterliegen
dem Verschleiß.
Hilfsbremsanlage
4 Die
Hilfsbremsanlage muss bei Ausfall der Betriebsbremse deren Funktion übernehmen. Sie muss keine
unabhängige Bremsanlage sein; der zweite Kreis
einer zwei kreidigen Bremsanlage genügt.
Feststellbremsanlage
4 Sie
dient zum feststellen und sichert so ein stehendes Fahrzeug gegen wegrollen.
Dauerbremsanlage
4 Dauerbremsanlagen
sind Einrichtungen zur Verschleißlosen Umwandlung der Bewegungsenergie eines Nfz. In Wärme. Sie sind als Zusatzbremse
zu betrachten. Hierzu zählen
Motorbremse und Retarder.
Druckluftbremsanlage
Bremsanlagen für Nfz. Mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 7,5t
arbeiten fast immer mit Druckluft.
Bei mittelschweren und schweren Nfz. Reicht die Fußkraft des Fahrers
nicht aus, um die erforderliche Bremswirkung zu erzielen. Man benutzt deshalb
so genannte Druckluft- Fremdkraftbremsanlagen. Diese Anlagen verwenden
Druckluft als gespeicherte Energie zur Betätigung der Betriebsbremsanlage. Die
unter Druck stehende Luft wird direkt auf Membran- oder Kolbenzylinder, die
wiederum eine Bremswirkung durch Reibung in der entsprechenden Radbremse
erzeugen.
Bremskreis
Man unterscheidet Bremsanlagen mit einem oder zwei Bremskreisen.
Letztere verfügen über zwei von einander unabhängigen
Übertragungseinrichtungen, so dass bei Ausfall des Kreises 1 die Bremsanlage
über Kreis 2 weiterhin funktioniert. (Bild 1,2).
Einkreisbremsanlage
Zweikreisbremsanlage
Druckluft- Bremsanlagen
Druckluftbremsanlage
In einer Druckluftbremsanlage wird die von Fahrer eingeleitete
Bremskraft durch die in Behältern gespeicherte Druckluft erzeugt. Auch schwere
Nfz können dadurch mit den für den Fahrbetrieb nötigen Verzögerungen abgebremst
werden.
Ein- und Zweileitungsbremsanlagen
Druckluftbremsanlagen lassen sich nach ihrem Aufbau in Ein- und
Zweileitungs-bremsanlagen unterteilen. Einkreisbremsanlagen werden wegen ihres
niedrigen Sicherheitsstandarts in heutigen Nfz nicht mehr eingebaut.
Zweileitungsbrems-anlagen sind mittlerweile gesetzlich vorgeschrieben und
europaweit genormt. Sie werden auch als EG- Bremsanlagen bezeichnet (Bild 3)
und erfüllen erhöhte Sicherheitsanforderungen. Ein zweiter Bremskreis übernimmt
teilweise die Funktion des Hauptkreises, wenn dieser ausfällt.
Anhängerbremsanlage
Je nach Ansteuerung der Anhängerbremsanlage bei Lkws unterscheidet man
Ein- und Zweileitungsbremsanlagen. Bei Einleitungsbremsanlagen sind Anhänger
und Zugfahrzeug mit nur einer Leitung verbunden. Aufgrund der erhöhten
Sicherheits-bestimmungen werden diese Anlagen seit 1974 nicht mehr gebaut.
Druckluftbremse- Funktion
Ein Kompressor füllt meist mehrere Behälter mit Druckluft. Über
Druckluft-leitungen wirkt diese der in den Behältern herrschende Druck auf
einen Membran-zylinder. Der Fahrer reguliert den wirksamen Druck mit dem
Betriebsbremsventil. Die Bremskraft wird schließlich über ein Gestänge auf die
jeweiligen Radbremsen übertragen. Das Fahrzeug wird gebremst .
a Umgebungsdruck
(d. h. kein Überdruck
b Teildruck (mit
Betriebsbremsventil freigegebener, wirksamer Betriebs- druck)
c Vorratsdruck (mit
Kompressor erzeugter maximaler Betriebsdruck)
1 Kompressor 2 Vorratsbehälter für Druckluft
3 Betriebsbremsventil 4 Bremszylinder 5 Radbremse
Einkreisbremsanlagen
Die Bremsenergie wird bei diesen Anlagen über eine einzige nicht
abgesicherte Übertragungseinrichtung (Druckluftleitungen) weitergeleitet. Bei
einem Leck im Drucksystem oder sonstigen defekten wird die gesamte Anlage
wirkungslos: Das Fahrzeug kann nicht mehr mit der Betriebsbremse abgebremst
werden.
Zweikreisbremsanlagen
Nach Ausfall des Hauptbremskreises kann das Fahrzeug durch den
Nebenbrems-kreis (ein zweiter Hauptbremskreis) abgebremst werden. Nach Ausfall
eines Bremskreises müssen laut Gesetzgeber mindestens noch 2 Räder abgebremst
werden können. Beide Räder dürfen dabei nicht auf einer Fahrbahnseite liegen.
Einleitungsbremsanlagen
Die Anhängerbremsleitung steht während der Fahrt unter Druck. Die zur
Verfüg-ung stehende Druckluft füllt den Vorratsbehälter des Anhängers. Bei
Betätigung des Bremspedals wird die Leitung entlüftet und der Bremsvorgang wird
einge-leitet. Bei ungewolltem Abreißen des Anhängers strömt die Druckluft aus
der Steuerleitung und leitet selbstständig eine Bremsung des Anhängers ein. Bei
Un-dichtheit in der Anhängerbremsleitung oder bei anhaltenden Bremsvorgängen
(längere Gefällstrecke) kann der Druck des Energiespeichers des Anhängers ab-fallen.
Die gesamte Restluft im Vorratsbehälter wird in diesem fall zum Bremsen
verbraucht. Die Bremsfähigkeit lässt nach. Man bezeichnet
Einleitungsbrems-anlagen deshalb als “erschöpfbar“.
Zweileitungsbremsanlagen
Anhänger und Zugmaschine sind mit zwei Leitungen verbunden, die getrennt
zur Energiespeicherversorgung und zum Bremsen dienen. Es handelt sich um “
nicht erschöpfbare” Anlagen.
Zweikreis- Zweileitungsbremsanlage
Zweikreis- Zweileitungsbremsanlagen mit Anhängerbremsanschluss werden
als EG- Bremsanlagen bezeichnet und sind nach der StVZO vorgeschrieben. Seit
dem 01.01.1991 müssen alle neu zugelassenen Nfz und ihre Anhänger (Auflieger)
mit einer EG- Bremsanlage ausgerüstet sein. Bei der EG- Bremsanlage ist die
Druck-luftanlage in vier voneinander unabhängige Kreise unterteilt, die durch
das Vierkreisschutzventil abgesichert werden. Die vier Kreise haben
folgende Funktionen:
4 Kreis 1 und 2:
Zwei
unabhängige Bremskreise des Motorwagens (meist Vorder-
und Hinterachsebremskreis)
4 Kreis 3:
Feststellbremsanlage
und Anhängerbremse
4 Kreis 4:
Nebenverbraucher
wie z.B. Dauerbremse und Kupplungsbetätigung
Bei Undichtheit eines Kreises werden die übrigen Kreise durch das
Vierkreisschutzventil abgesichert. Noch in der Entwicklung ist das
elektronische Druckluftmanagement, das als kompaktes System mit weniger
Bauteilen, pneumatischen Leitungen und Verschraubungen eine hohe Betriebssicherheit
und Diagnosemöglichkeiten bieten wird.
Fahrstellung der Bremse
Motorwagen und Anhänger sind ungebremst. Der Kompressor versorgt alle
Vorratsleitungen mit Druckluft (rot gekennzeichnet). Die Federn im
Federspeicherteil der Kombizylinder sind gespannt (gelöste Feststellbremse).
Die Bremsleitungen der Kreise 1 und 2 stehen unter Umgebungsdruck (blau) sie
sind also ohne Überdruck (drucklos). Das Fahrzeug wird nicht gebremst.
Feststellbremsstellung
Die Betätigung des Handbremsventils schaltet die Bremsanlage in die
Feststell-bremsstellung. Die Kombizylinder (Federspeicherbremszylinder) werden
entlüftet: Die Druckkraft der Federn im Federspeicherteil wirkt auf die
Radbremsen der Hinterachse des Motorwagens. Die Radbremsen des Anhängers bzw.
Sattelauf-liegers bleiben belüftet, also eingebremst. Allerdings gibt es eine
Prüfstellung bei der die Steuerleitung
zum Anhängerbremsventil entlüftet wird. Damit kann der Fahrer prüfen, ob die
Feststellbremse des Motorwagens nach einem möglichen Druckverlust im
angekuppelten Anhänger bzw. Auflieger den gesamten Zug halten kann.
Die Feststellbremse kann auch als Hilfsbremse während der fahrt
eingesetzt werden. Dabei werden die Kombizylinder mit Hilfe des abstufbar
bedienbaren Handbremsventil teilweise oder ganz entlüftet.
Betriebsbremsstellung
Entsprechend der Fußkraft, die vom Fahrer auf das Bremspedal ausgeübt
wird, strömt die Druckluft in die beiden Betriebsbremskreise des Motorwagens.
Die Luft strömt über den ALB- Regler (automatisch lastabhängiger
Bremskraftregler) zu den Kombizylindern der Hinterachse und zu den
Bremszylindern der Vorderachse. Der ALB- Regler sorgt für eine Anpassung des
wirksamen Drucks an den jewei-ligen Beladungszustand. Das Fahrzeug wird
gebremst. Beide Betriebsbremskreise steuern außerdem das Anhängerbremsventil
an; Druckluft wird über zwei vonein-ander unabhängige Leitungen an den Anhänger
weitergeleitet (Vorratsleitung und Bremsleitung). Aus dem Vorratsbehälter des
Anhängers gelangt Druckluft über einen ALB- Regler in die Bremszylinder des
Anhängers. Der Anhänger wird gebremst.
Bei Vollbremsung (Anschlag des Bremspedals) werden sämtliche Membranbrems-zylinder
(Motorwagen und Anhänger) mit maximalem Druck beaufschlagt.
Bremse in Fahrtstellung Motorwagen
1 Kompressor 2 Lufttrockner mit Druckregler
3 Regenerationsbehälter 4 Vierkreisschutzventil
5 Luftbehälter 6 Betriebsbremsventil
7 Betätigungszylinder
Dauerbremse 8 Bremszylinder
9 Federspeicherbremszylinder
Kombizylinder 10 ALB Regler
11 Überlastschutzventil 12 Anhängersteuerventil
13 Handbremsventil 14 Doppeldruckmanometer
15 Kupplungskopf Vorrat 16 Kupplungskopf
Bremse
17 Prüfanschluss 18 Warnschalter 19 Belüftungsventil
a Druckluftleitungen (mit
dem Kompressor erzeugter maximaler Betriebsdruck)
b Umgebungsdruck (drucklos
d. h. kein Überdruck)
Anhänger
5 Luftbehälter 8 Bremszylinder 10 ALB- Regler
15 Kupplungskopf Vorrat 16 Kupplungskopf
Bremse
17 Prüfanschluss 20 Rohrleitungsfilter
21 Anhängerbremsventil 22 Rückhalteventil