Motorkühlung
Die Werkstoffe der Motorbauteile und das Schmieröl im Motor verfügen nur
über eine begrenzte Hitzebeständigkeit. Die Wärme, die durch den
Verbrennungsvorgang an die Bauteile des Motors übergegangen ist, muss an die
Umgebungsluft abgeführt werden. Der Motor muss gekühlt werden.
Grundsätzlich unterscheidet man luftgekühlte und wassergekühlte Motoren.
Beide Verfahren, sowie die verschiedenen Kühlmittelkreisläufe und
Lüfterbauformen, werden auf den nächsten Seiten erläutert. Das Standartsystem
für Nfz. Ist die Pumpen- bzw. Zwangsumlaufkühlung. Die Durchströmung von
Zylinderblock erfolgt meist im Querstromprinzip mit diagonal angeordneten Zu-
und Abläufen.
Diagonaldurchströmung des Zylinderblocks
Wärmeübertragung
Die im Öl und den Motorbauteilen befindliche Wärme wird von den
überströmenden Medien (Wasser oder Luft) aufgenommen und an die Umgebung
abgegeben. Für eine hohe Kühlwirkung des Kühlsystems ist es wichtig, die
Wärmeübertragung durch hohe Durchflussgeschwindigkeit des Kühlmittels sowie
maximale Berührungsflächen zu optimieren. Der Einsatz von großflächigen
Leicht-metallkühlern begünstigt die Wärmeübertragung und sorgt für geringes
Gewicht der gesamten Kühlanlage. Durch die Kühlung gehen zwischen 25% und 30%
der möglichen nutzbaren Energie des Kraftstoffs verloren. Sie wird in Form von
Wärme an die Umwelt abgeführt.
Eine gute Kühlung ermöglicht:
1 Verbesserte
Zylinderfüllung 1 Höhere Verdichtung
1 Höhere
Leistung bei niedrigerem 1 Gleichmäßige
Kraftstoffverbrauch Betriebstemperaturen.
Luftkühlung
Bei der Luftkühlung wird die abzuführende Wärme von den Motorteilen
direkt an die umspülende Umgebungsluft abgegeben.
Vorteile der Luftkühlung im Vergleich mit der Wasserkühlung sind:
1 Einfacher,
kostengünstiger Aufbau 1 Geringeres Gewicht
1 Höhere
Betriebssicherheit 1 Geringe Wartung
1 Schnelles
erreichen der Betriebstemperatur
1 Höhere
Betriebstemperatur (höher als der Siedepunkt des Kühl- mittels bei vergleichbarem Systemdruck
einer Wasserkühlung)
Die Luftkühlung hat aber auch Nachteile:
1 Größere
Schwankung der Betriebstemperatur
1 Größere
Kolbenspiele erforderlich und somit anfälliger für Kolbenkippen
1 Keine
Geräuschdämpfung aufgrund des fehlenden Wassermantels
1 Hoher
Leistungsbedarf des Gebläses
1 Schlechte
Innenraumheizung.
Gebläseluftkühlung
Bei der Gebläseluftkühlung wird Kühlluft durch ein starkes Gebläse
angesaugt und durch Kanäle zu den Leitblechen umfassten Zylindern gedrückt. Das
Gebläse sitzt oft direkt auf der Kurbelwelle. Es kann aber auch mit einem
Keilriemen, hydrostatisch oder über Zahnräder angetrieben werden. Die
zugeführte Luftmenge wird über die Drehzahl geregelt. Mit Hilfe eines
Thermostats wird die benötigte Drehzahl automatisch eingestellt.
Mit der Gebläseluftkühlung wird eine ausreichende Kühlung verkleideter
Motoren erreicht. Gebläseluftgekühlte Motoren kommen vor allem in Pkw mit
Boxermotor (Porsche, Käfer) zum Einsatz. In Nfz. Werden sie kaum verwendet.
Gebläseluftkühlung beim Boxermotor
1 Ölkühler 2 Gebläse 3 Thermostat 4 Ölwanne
5 Ölfilter 6 Ölpumpe 7 Überdruckventil
Fahrwindkühlung
Die einfachste Art der Luftkühlung wird fast ausschließlich bei
Krafträdern angewendet. Um größtmögliche Effektivität beim Wärmeaustausch zu
erzielen, sind Zylinder, Zylinderkopf und häufig auch das Motorgehäuse mit
Kühlrippen versehen.
Wasserkühlung
Bei Wassergekühlten Motoren sind die Zylinder und der Zylinderkopf
doppelwandig gebaut. Zwischen den Wänden befindet sich Wasser bzw.
Kühlflüssigkeit. Lüfter, Kühler und Wasserpumpe sind die wichtigsten Bauteile
des Wasserkühlsystems:
Vorteile der Wasserkühlung sind:
1 Gleichmäßige
Kühlung 1 Geringer Leistungsbedarf
1 Gute
Geräuschdämpfung 1 Komfortable Innenbeheizung des Fahrzeugs möglich
Die Wasserkühlung hat jedoch auch Nachteile:
1 Hohes
Gewicht 1 Großer Platzbedarf
1 Höhere
Störanfälligkeit (Undichtheit, Motorschaden durch Thermos- tatversagen, Frostschäden).
Thermoumlaufkühlung
Bei der Thermoumlaufkühlung (auch Thermosiphonkühlung) nutzt man das
physikalische Prinzip vom Aufsteigen warmer Flüssigkeiten aufgrund ihrer
geringeren Dichte. Das erwärmte Kühlmittel steigt im Kühlmantel hoch und strömt
durch den Zylinderkopf zum Kühler. kälteres Wasser aus dem Kühler fließt nach.
Da bei der Thermoumlaufkühlung keine Pumpe eingesetzt wird, kommt der
Kühlwasserlauf nur bei vollständig gefüllter Kühlanlage zustande. Zudem ist die
Fließgeschwindigkeit des Wassers langsam, wodurch die Wärmeübertragung
unzureichend und ungleichmäßig ist.
Zwangsumlaufkühlung
Bei der Zwangsumlaufkühlung wird das Kühlmittel durch eine Pumpe
umgewälzt. Deshalb ist die Fließgeschwindigkeit des Kühlmittels hoch, wodurch
die zügige Ableitung der Überschusswärme und somit eine geringe
Temperaturdifferenz zwischen Eintritts- und Austrittstemperatur realisiert
werden kann (5- 7°C). Wärmespannungen im Motor können gering gehalten werden.
Bei kaltem Motor transportiert die Pumpe das Kühlmittel im kleinen
Kühlkreislauf, so dass es den Kühler nicht durchläuft und der Motor möglichst
schnell seine Betriebstemperatur erreicht. Bei betriebswarmen Motor (ca. 85°C)
öffnet der Thermostat. Das Kühlmittel durchfließt dann den Hauptstromkreislauf
(großer Kühlkreislauf) und die überschüssige Wärme wird abgeführt.
Zwangsumlaufkühlung
A Kleiner
Kühlmittelkreislauf (Kurzschlusskreislauf)
B Großer
Kühlmittelkreislauf (Hauptstromkreislauf)
1 Ausgleichbehälter 2 Thermostat
3 Thermostat und
Temperaturfühler 4 Temperaturanzeige
5 Heizung 6 Kühlmittelpumpe
Mit Hilfe eines Ausgleichsbehälters kann der Kühlmittelstand überprüft
und gegebenenfalls Kühlflüssigkeit nachgefüllt werden. Er ist mit einer
Entlüftung versehen und verhindert somit eine Beschädigung der Leitungen bei zu
hohem Kühlmittelstand. Die Durchströmung von Zylinderblock und Zylinderkopf
erfolgt meist im Querstromprinzip mit diagonal angeordneten Zu- und Abläufen.
Lüfter
Ventilatoren oder Lüfter versorgen alle zu kühlenden Motorteile und vor
allem den von der Kühlflüssigkeit durchströmenden Kühler ausreichend mit Luft.
Bei Nutzfahrzeugen werden häufig zuschaltbare Viscose- Lüfter (auch Visco-
Lüfter) eingesetzt. Solche Lüfter sind sehr wirtschaftlich, da sie nur bei
Bedarf an Kühlleistung zugeschaltet werden.
Die Vorteile sind:
1 Verminderung
des Kraftstoffverbrauchs
1 Erhöhung
der nutzbaren Antriebsleistung
1 Reduzierung
des Ventilationsgeräuches
1 Schnelles
Erreichen der Betriebstemperatur
1 Annähernd
konstante Betriebstemperatur
Normalerweise werden Visco- Lüfter über eine bimetallgesteuerte Visco-
Lüfterkupplung durch die Temperatur der Luft hinter dem Kühler angesteuert.
Visco- Lüfter
Die Funktion des Visco- Lüfters basiert auf der Kraftübertragung durch
Flüssigkeit in der Visco- Kupplung. Als übertragende Flüssigkeit dient zähes
Silikonöl. Seinen Antrieb erhält der Lüfter durch einen mit der Kurbelwelle
verbundenen Keilriemen oder durch Zahnräder. Die Übersetzung des Lüfterantriebs
liegt dabei zwischen 1:1,1 und 1:1,25.
Bei kaltem Motor läuft der Lüfter mit 25% der Antriebsdrehzahl. Die
Kühlleistung ist erheblich gemindert und der Motor erreicht schnell
Betriebstemperatur. Mit Ansteigen der Kühltemperatur wird die Lüfterkupplung
stufenlos zugeschaltet, bis sich die Betriebstemperatur eingestellt hat. Erst
bei 90°C läuft der Lüfter mit 100% seiner Leistung. Die Drehzahl beträgt dann
rund 2500 U/min.
Wenn die Visco Kupplung ausfällt, besteht die Möglichkeit, mit Hilfe
einer Schraube oder eines Bolzens eine starre Verbindung zwischen
Antriebscheibe und Lüfternabe herzustellen. Der Lüfter läuft dann konstant mit
Maximaldrehzahl.
Visco- Kupplung
Im Arbeitsraum der Visco- Kupplung befindet sich nur eine geringe Menge
Silikon, so dass das Drehmoment von Antriebsscheibe zu Ventilatornabe mit sehr
großem Schlupf übertragen wird. Mit steigender Temperatur kommt es durch die
Wölbung des Bimetallstreifens zum Öffnen des Ventils durch den Schaltstift.
Silikon strömt vom Vorrats- in den Arbeitsraum. Je mehr Silikon in den
Arbeitsraum einfließt, desto geringer wird der Schlupf zwischen Nabe und
Antriebsscheibe, desto größer wird die Kraftübertragung und damit auch die
Drehzahl des Ventilators. Es kommt zu einem stufenlosen Ansteigen der Drehzahl
und damit der Kühlleistung.
Bei Abfallen der Temperatur erkaltet der Bimetallstreifen und schließt
langsam das Ventil durch den Schaltstift. Das Silikon fließt über den
Pumpenkörper zurück in den Vorratsraum. Die Drehzahl des Ventilators verringert
sich.
Betriebszustände einer Visco- Kupplung
A Motor kalt B Motor
heiß
1 Bimetall 2 Schaltstift 3 Blattfederventil
4 Zwischenscheibe 5 Antriebsscheibe 6 Ventilatornabe
7 Ventilöffnung 8 Arbeitsraum 9 Pumpenkörper
10 Vorratsraum
Motorkühlung
Wasserkühlung
Die Wärmeübertragung zwischen Medien aller Art steigt durch Erhöhung der
Strömungsgeschwindigkeit und Vergrößerung der Kontaktflächen. Kühler bestehen
aus einem Röhren- oder Lamellensystem, um die Kontaktflächen möglichst groß zu
gestalten. Der Kühler ist über den Thermostat mit dem Kühlkreislauf verbunden.
Bei geöffneten Thermostat durchfließt die Kühlflüssigkeit den Kühler und kühlt
sich dabei ab (großer Kühlkreislauf).
Grundsätzlich bestehen Kühler aus einem oberen und einem unteren
Wasserkasten. Zwischen den Wasserkästen liegt das Kühlnetz. Der Wassereintritt
befindet sich am oberen Wasserkasten; nach Durchfließen des Kühlnetzes verlässt
das Kühlmittel den Kühler durch den unteren Wasserkasten. Als Kühlflüssigkeit
wird niemals reines Wasser verwendet. Die Kühlflüssigkeit ist ein Gemisch aus
möglichst kalkarmen Wasser, Gefrierschutzmittel und Zusätzen für
Korrosionsschutz und Schmierung.
Einbau der vormontierten Kühler- Motor- Einheit bei MAN
1 Kühlmittelausgleichsbehälter
2 Ladeluftkühler
3 Motorkühler
Wasserröhrenkühler
Beim Wasserröhrenkühler sind die Wasserkästen mit dünnwandigen
Metallröhren verbunden. Dünne Kupfer- oder Aluminiumbleche verbinden die
Metallröhren und vergrößern die Kühlfläche (Rippenkühlung). Röhrenkühler gelten
als besonders widerstandsfähig. Bei Schwerlastwagen und Sonderfahrzeugen wird
der Kühler oft in einzeln auswechselbare Teilblockkühler aufgeteilt.
Lamellenkühler
Durch Zusammenlöten dünner Blechstreifen (Lamellen) aus Kupfer oder
Kupferlegierungen entstehen flache Kanäle, die von Kühlflüssigkeit durchflossen
werden. Die Kühlwirkung des Lamellenkühlers ist bei gleichen Abmessungen größer
als beim Röhrenkühler, seine Festigkeit ist jedoch geringer. Die dünnen
Lamellen können außerdem leichter verstopfen.
Querstromkühler
Um die Kühlleistung weiter zu verbessern, werden die Lamellenkühler oft
als Querstromkühler ausgeführt. Ein- und Austritt der Kühlflüssigkeit befinden
sich an der Seite des Kühlers: Der Wasserkasten ist unterteilt. Die
Kühlflüssigkeit durchfließt dann den Kühler im oberen Bereich nach rechts und
im unten Bereich nach links. Die hohe Kühlwirkung entsteht durch das zweimalige
Durchlaufen des Kühlnetzes. Um das Kühlwasser auch bei Wärmeausdehnung
aufnehmen zu können, sind Querstromkühler oft mit Ausgleichsbehältern
ausgestattet.
Der Einfüllverschluss am Ausgleichsbehälter des Kühlers ist mit einem
Über- und Unterdruckventil versehen, um die Druck Änderung in Folge der
Ausdehnung des Kühlmittels bei Erwärmung ausgleichen zu können. Erst bei einem
Überdruck von ca. 0,3 bar öffnet das Ventil und ermöglicht so das Ansteigen der
Kühlmitteltemperatur auf ca. 108°C. Das Unterdruckventil öffnet sich beim
Absinken der Temperatur und vermindert ein Eindrücken des Kühlers.
Wasserpumpe
Um eine optimale Wärmeübertragung zu gewährleisten, muss das Kühlmittel
mit möglichst großer Geschwindigkeit durch das Kühlsystem strömen. Die
Wasserpumpe versetzt die Kühlflüssigkeit im geschlossenen Kühlkreislauf in
raschen Umlauf. Sie wird über einen Keilriemen durch die Kurbelwelle
angetrieben. Meistens kommen Kreiselpumpen zum Einsatz.
Thermostat
Um die Temperaturschwankungen möglichst zu vermeiden, benutzt man in
kühlwassergekühlten Motoren einen Thermostat. Er hat die wichtige Aufgabe, den
Motor auf möglichst konstanter Betriebstemperatur zu halten.
Je nach vorhandener Motortemperatur schaltet sich der Thermostat vom
kleinen auf den Großen Kühlkreislauf um und erhöht oder vermindert die Menge
der abgeführten Wärme. Im Nutzfahrzeugbereich werden heute fast ausschließlich
Dehnstoffthermostate verwendet.
Kreiselpumpe
Im Pumpengehäuse läuft ein Flügelrad in einem sich verengenden Gehäuse,
wodurch die Kühlflüssigkeit unter Druck gesetzt wird. Die Flüssigkeit wird so
in Umlauf gebracht.
Vom Kühler bzw. vom Thermostat her (je nach Temperatur des Kühlmittels)
strömt der Pumpe ständig Kühlmittel zu.
Dehnstoffthermostat
In einer Metalldose befindet sich ein wachsartiger Dehnstoff
(Dehnstoffelement). Ein Kolben, der mit dem Thermostatgehäuse verbunden ist,
ragt in den Dehnstoff. An der Metalldose sind zwei Ventilteller befestigt. Je
nach Lage der Ventilteller durchströmt die Kühlflüssigkeit den Haupt- oder den
Nebenstromkreis.
Bei Temperaturanstieg des Kühlmittels auf ca. 80°C dehnt sich der
Dehnstoff so weit aus, dass sich der Kolben verschiebt und das Ventil eine der
Durchströmeinrichtungen öffnet. Der Hauptstromkreislauf ist dann aktiviert, der
Kühler in den Kühlmittelkreislauf integriert.
Dehnstoffthermostat
A kleiner Kühlmittelkreislauf B Großer Kühlmittelkreislauf
(Kurzschlusskreislauf) (Hauptstromkreislauf)
1 Mit Dehnstoff gefüllte
Metalldose
2 Ventilteller