Reifen
Rollwiderstand
Die
Reifen gehören zu den am stärksten beanspruchten Bauteilen von Nfz. Um die
Lebensdauer der Reifen zu verlängern, sollte der Rollwiderstand möglichst
gering sein. Eine Verringerung des
Rollwiderstands verbessert den Kraftstoff-Verbrauch erheblich. Beispielhafte
Wirtschaftlichkeitsberechnungen zeigen, dass die Reifenkosten 3 % und die
Kraftstoffkosten bis zu 18 % der gesamten Betriebskosten eines Nfz ausmachen. Während der ersten 100 km
sollten die Reifen schonend gefahren werden. Vollbremsungen und
Höchstgeschwindigkeiten müssen vermieden werden, um ein gleichmäßiges Anlegen
des Reifens an das Felgenhorn zu gewährleisten. Bei Reifen mit Schlauch muss
beim Reifenwechsel auch der Schlauch erneuert werden.
Reifenanforderungen
Reifen sollten folgende Anforderungen
erfüllen:
Sicherheit: 4 Guter Kraftschluss zwischen Fahrbahn und Reifen
4 Ausreichende Schnelllauffestigkeit
4 Geringe Radlastschwankungen
4 Hohe Pannensicherheiten
Komfort: 4 Hoher Federungskomfort und gutes Schluckvermögen
4 Laufruhe
4 Geringe Geräuschentwicklung
Wirtschaftlichkeit: 4 Hohe Tragfähigkeit bei geringen
Eigengewicht
4 Geringer Rollwiderstand
4 Hohe Lebensdauer
4 Geringer Seitenwandabrieb
4 Runderneuerbarkeit
Reifen von Nfz bestehen aus:
4 Karkasse 4 Gürtel 4 Lauffläche mit Profil (Bild 1)
Die
Karkasse besteht aus 1 bis 2 radial verlaufende Lagen Stahl-cord. Sie mün-
det
mit ihren verdickten Enden (=Wulst) in die Felge und liegt am Felgenhorn
an.
Auf der Innenseite ist die Karkasse bei schlauchlosen Reifen mit einer
Luftdichten Gummischicht versehen. Zwischen Karkasse und Lauffläche befindet
sich je nach Reifenaus-führung ein Gürtel aus mehreren Lagen Stahlcord.
In
die Lauffläche wird das Profil geschnitten.
Bild 1: Reifenaufbau
(Nfz Radialreifen schlauchlos)
1 Lauffläche mit Profil 2 Gürtel 3 Karkasse
4 Seitenwand 5 Wulst 6 Luftdichte Gummischicht
Je
nach Aufbau des Reifens unterscheidet man Diagonal- und Radial bzw.
Gürtel-reifen. Bei Nfz verwendet man heute fast ausschließlich Radialreifen
wegen der durchweg besseren Eigenschaften:
4 Hohe Laufleistung 4 Hohe Tragfähigkeit
4 Größere Fahrbahnberührungsfläche, die
höhere Brems- und Antriebs- Kräfte
übertragen kann
4 Bessere Federwirkung 4 Geringerer
Rollwiderstand
4 Große Laufleistung durch geringeren
Abrieb 4 Kleiner
Rollwulst
Diagonalreifen
Diagonalreifen
haben diagonal gekreuzte Gewebelagen im Unterbau. Die Haupt-fadenrichtung der
Karkasse- Gewebelagen schneidet die Reifenumfangslinie unter einem Fadenwinkel
von 35° bis 38° (Bild 2) wegen der hohen Festig-keitsanforderungen und Tragfähigkeitsreserven
werden bei Nfz meist Karkassen aus Stahlcord verwendet. Damit Radialreifen
ausreichend große Seitenführungs-kräfte aufbauen können, müssen auch die
Seitenwände sehr stabil mit mehreren Gewebelagen aufgebaut werden können. Durch
Anordnung der Gewebelagen ist
der
Rollwulst, also die beim abrollen entstehende Verformung des Reifens, sehr
groß. Durch die stetige Deformation der stabilen Seitenwand ist somit auch der
Rollwiderstand relativ groß.
Radialreifen
Der
Fadenwinkel beträgt beim Radialreifen 85° bis 90°. Die Hauptfadenrichtung
verläuft somit radial zum Reifen (Bild 3). Die Fäden der Karkassenlagen
ver-laufen auf kürzestem Weg von Wulst zu Wulst. Um ausreichende Stabilität
ge-gen Axialkräfte zu gewährleisten, wird der Unterbau des Reifens mit einem
Gürtel in Umfangsrichtung umschlossen. Daher tragen Radialreifen auch die
Be-zeichnung Gürtelreifen. Der Radialreifen besteht also aus zwei
Hauptbaugruppen, der Karkasse und dem Gürtel. Die Karkasse besteht aus 1 bis 2
Lagen, je nach Art des Reifens setzt sich der Gürtel aus 2 bis 5 Lagen
Stahlcord zusammen.
Radialreifen Diagonalreifen
1 Karkasse 2
Gürtel
Reifenprofile
Die
Profilierung der Lauffläche sorgt für das Verzahnen mit den verschiedenen
Fahrbahn- Oberflächen. Die Form der Profilblöcke und das Verhältnis zwischen
Profilblöcken und Profilkanälen sind abgestimmt auf die zu befahrenden
Unter-gründe. Während bei Antriebsachsen die Traktion in Längsrichtung
besonders wichtig ist, stehen bei Lenkachsen die maximalen Seitenführungskräfte
im Vor-dergrund. Für die Haftung auf den Oberflächen ist die Gummimischung der
Profiloberfläche verantwortlich, ebenso wie für die Abriebeigenschaften bei
jeder Art des Einsatzes. Ein guter Kompromiss aus Haftung und Abrieb ist das
Ziel der
Entwickler.
Die Profilkanäle müssen sich durch entsprechende Formgebung selbstständig
wieder von eindringenden Verunreinigungen befreien.
Aquaplaning
Als
Aquaplaning bezeichnet man das Aufschwimmen des Reifens auf nasser Fahrbahn.
Der Kontakt zur Fahrbahn geht verloren, weil die Profilkanäle das Wasser nicht
mehr schnell genug abtransportieren können. Das Fahrzeug ist dann nicht mehr
brems- und lenkfähig.
Profilanforderungen
Ein
gutes Profil sollte folgende Forderungen erfüllen:
4 Gute
Haftung auf dem Untergrund 4 Geringer Rollwiderstand
4 Gute
Traktion (Kraftübertragung in Fahrtrichtung
4 Geringer
Abrieb und Laufleistung 4 Geringe Aquaplaningneigung
4 Gute Selbstreinigung (kein Zusetzen der
Profilrillen mit Sand oder Schnee
Winterreifen
haben gegenüber Sommerreifen ein tieferes, grobstolligeres Profil und eine auf
niedrige Temperaturen abgestimmte Gummimischung. Das gröbere offene Profil von
Winterreifen erhöht den Rollwiderstand und die Abrollgeräusche. Reine Sommerreifen
zeichnen sich durch niedrigen Rollwiderstand und geringe Abrollgeräusche aus.
Ganzjahresreifen
Einen
guten Kompromiss bieten Ganzjahresreifen. Sie verbinden Eigenschaften von
Winter- und Sommerreifen und sind inzwischen bei Nfz die Regel.
Nachschneiden
Neue
Reifen haben eine Profiltiefe von ca. 14 mm und meist ein zusätzliches Polster
von 4 mm zum Nachschneiden. Die StVZO erlaubt ein Nachschneiden bis 2 mm
oberhalb des Zwischenbaus (Stahlcordlagen des Gürtels), wodurch zusätzliche
Laufleistungen bis zu 50.000 km erreicht werden können. Nachschneidbare Reifen
werden mit “Regroovavble” gekennzeichnet.
Runderneuerung
Durch
Aufbringen neuer Laufflächengummis auf die Karkasse können abgefah-rene Reifen
runderneuert werden. Die Lauffläche erhält so wieder die Original
-Gummiqualität. Die Nachschneidefähigkeit bleibt erhalten.
Verschleißanzeiger
Über
Verschleißanzeiger (Tread Wear Indicator, TWI) kann bei vielen Reifen das
Einhalten der vorgeschriebenen Profiltiefe kontrolliert werden. Ein Gummisteg
auf dem Profilgrund kommt zum Vorschein, wenn das gesetzliche Mindestmaß von
1,6 mm erreicht ist.
Bild 4 Reifenprofile
A Straßen-
Sommerreifen (Lenkachse) c Straßen- Winterreifen
B Straßen-
Sommerreifen (Antriebsachse) D Baustellenreifen
Reifenkennzeichnung
Die
Reifen werden durch viele Angaben gekennzeichnet, um die Auswahl je nach
Einsatzgebiet zu erleichtern. Die Kenndaten und Bezeichnungen der Reifen
wer-den in die Reifenflanken eingeprägt (Bild 5). Die Angabe der Reifengröße
erfolgt durch zwei Maße: Reifennennbreite und Felgendurchmesser. Die
angegebenen Zahlenwerte stimmen mit den wirklichen Größen nicht exakt überein;
genaue Werte müssen aus Normtabellen entnommen werden. Alle Maße gelten für den
aufgepumpten, unbelasteten Reifen. Den Radius eines belasteten Reifens
bezei-chnet man als statischen Radius r stat. Im fahrenden Zustand vergrößert
sich der Radius durch die wirksame Fliehkraft geringfügig. Man bezeichnet
diesen Radius als Dynamischen Radius r dyn. Er dient zur Berechnung des Abrollumfangs.
Niederquerschnittreifen
Bei
einem Höhen- /Breitverhältnis von weniger als 88 % spricht man von
Niederquerschnittreifen; andernfalls von Ballonreifen.
Reifentragfähigkeit
Die
Tragfähigkeit der Reifen wurde früher durch die PR- Zahl angegeben. 16 PR (Ply
Rating) bedeutete, dass Festigkeit und Tragfähigkeit entsprechend einem Reifen
mit 16 Lagen Baumwollcord erreicht werden. Heute stimmt die Pr- Zahl nicht mehr
mit der Anzahl der Lagen im Reifen überein. Sie wird deshalb durch die
Tragfähigkeits- Kennzahl LI (Load Index) ersetzt. Der Buchstabe hinter der
Tragfähigkeitskennzahl bezeichnet die Referenzgeschwindigkeit, bei welcher der
Reifen seine Tragfähigkeit besitzt.
Diagonalreifen- Kennzeichnung
Die
Kennzeichnung von Diagonalreifen lässt sich anhand eines Beispiels erläutern
(Tabelle 1).
Radialreifen- Kennzeichnung
Die
Kennzeichnung von Radialreifen wird ebenfalls anhand eines tabellarischen
Beispiels erläutert (Tabelle 1).
DOT- Nummer
DOT
steht für das amerikanische “Department of Transportation”. Mit der Dot- Nummer
entspricht der Reifen US- Bestimmungen. Die Buchstaben danach sind Angaben vom
Hersteller. Drei Ziffern am Ende geben über das Alter des Reifens bis Ende 1999
Auskunft. Seit Baujahr 2000 werden die Bauwoche und das Bau-jahr eines Reifens
vierstellig angegeben.
Beispiele: 8 DOT FHWC 419 8 DOT EWB 4201
Im
ersten Beispiel wurde der Reifen also in der 41. Woche 1999 produziert.
Der
Reifen im zweiten Beispiel wurde produziert in der 42. Woche 2001.
Darüber
hinaus gibt es noch weitere Bezeichnungen mit speziellen erweiterten Angaben
(Tabelle 1).
Bild 5 Kennzeichnung
eines Reifens
1 Breite
des Reifens in Millimeter (alternativ in Zoll)
2 Verhältnis
Höhe/Breite in Prozent 3 R = Radialreifen
4 Felgendurchmesser
(von Wulst zu Wulst) in Zoll
5 Tragfähigkeits-
Kennzahl des Einzelreifens
6 Tragfähigkeits-
Kennzahl für Zwillingsanordnung
7 Geschwindigkeitskategorie
Pannensicherheit
Pannen
kommen heute nur noch selten vor. Jeder Fahrer schwerer Nfz erlebt eine Panne
im statistischen Mittel nur noch etwa alle 5 Jahre oder nach rund
500.000
km. Gerade deshalb wird die Reifenwartung und- pflege oft zu wenig beachtet.
Folgende Punkte sind regelmäßig zu prüfen:
4 Profiltiefe 4 Luftdruck 4 Reifenschäden 4 Abnutzungsbild
Reifenwartung und Pflege
Richtige
Reifenwartung und- pflege tragen erheblich zur Betriebssicherheit und
Wirtschaftlichkeit des Nfz bei. Werden die genannten Punkte nicht beachtet,
kann durch Minderluftdruck eine erhöhte innere Reibung (Walken) des Reifens zu
starker Hitzeentwicklung und sogar zum Ausfall des Reifens mit Unfallfolgen
führen. Die Haftung wird teilweise stark eingeschränkt, was einen erheblichen
Sicherheitsverlust bedeutet.
Reifenprofiltiefe
Die
gesetzliche Profiltiefe von 1,6 mm wird von Experten unter Sicherheits-aspekten
(u. a. Aquaplaning) als deutlich zu gering eingestuft. Sie empfehlen
Sommerreifen bis 2,5 mm Profiltiefe und Winterreifen mit einem Restprofil unter
4,0 mm auszutauschen.
Reifendruckkontrolle
Luftdruckverluste
in geringem Maße sind unvermeidbar und somit regelmäßige Kontrollen notwendig.
Zu geringer Luftdruck stellt ein Sicherheitsrisiko dar. Be-einträchtigt werden
das Fahrverhalten und die Dauerfestigkeit bis hin zum eventuellen Reifenausfall.
Die reduzierte Kilometerleistung durch erhöhten Ver-schleiß an den Außenseiten
des Profils und erhöhter Kraftstoffverbrauch senken die Wirtschaftlichkeit.
Auch bei zu hohem Luftdruck verkleinert sich die sicherheitsrelevante
Aufstandsfläche, Der Luftdruck muss im kalten Zustand mit einem Druckmesser
geprüft werden. Mit modernen Reifendruckkontrollsystem, wie z. B. dem MAN
System TPM erübrigen sich die Kontrollen da der Fülldruck laufend geprüft wird.
Reifenschäden
Durch
eingedrungene Fremdkörper, Risse und Beulen dringt Feuch-tigkeit, die den
Unterbau des Reifens zerstören kann. Als Folge kann sich sogar die Lauffläche
ablösen: Also Reifen vom Fachmann regelmäßig überprüfen und gegebenenfalls
reparieren oder aus-wechseln lassen.
Reifenabnutzung
Bei
einseitiger oder ungleichmäßiger Abnutzung sollte unbedingt die Fachwerk-statt
aufgesucht werden, da die Achsgeometrie verstellt sein kann. Im Extremfall kann
es zur Überhitzung (Reifenausfall) kommen.
Reifenalter
Nach
5 bis 6 Jahren sollten Reifen ausgetauscht werden, weil sie dann nicht mehr die
ursprünglichen Haft- und Elastizitätseigenschaften besitzen. Der Kontakt mit
Chemikalien und Kraftstoffen beschleunigt die Alterung stark.